CBM 500 - 700

Die Modelle der PET und CBM-Reihe waren sehr erfolgreich, besonders in Schulen und im Technisch-Wissenschaftlichen Bereich sowie in Betrieben. Leider zeigten sich im Laufe ihrer Entwicklung viele Schwächen und Altlasten. Anfang der 80er entschloß man sich bei Commodore, auf Basis der Erfahrungen mit den CBMs eine neue Computerarchitektur zu entwickeln. Hierbei entstanden die Modelle der Reihe 500 bis 700, auch bekannt als CBM II Architektur.

CBM 610 Innereien

CBM 610 Innereien

Eine der größten Einschränkungen der alten Architektur war der Speicherausbau, dieser war ohne Tricks nur bis 32 KByte möglich. Es gab zwar einige Versuche diese Begrenzung zu umgehen, aber alle erforderten speziell angepaßte Software und waren unter BASIC 4.0 nicht verwendbar.

Die neue Architektur verwendete zwar wieder eine 6502-Abart, diese Variante (der 6509) brachte aber Banking-Möglichkeiten mit, um zwischen mehreren 64 KByte Speicherbänken umzuschalten. Dazu kam noch eine angepaßte Version von BASIC 4.0 unter dem Namen BASIC 128 oder 256 (je nach ursprünglichem Speicherausbau).

Das Gehäusedesign der Rechner wurde von dem amerikanischen Commodore Designer Ira Velinsky entworfen und wurde sogar preisgekrönt! Im selben Zug wurden einige alte Peripheriegeräte in ähnliche Designs verpackt, offensichtlichstes Beispiel ist die Floppy 8250LP. Als Folge der hohen Kosten dieses Designs und der vorhandenen Produktionsmaschinen wurden diese nach der Produktionseinstellung der CBM-II Reihe für die Aufwertung der alten CBMs verwendet. Daher kamen dann die neueren SK-Modelle, die nur in Europa auf den Markt kamen.

Bei diesen Geräten sind die Bezeichnungen sehr verwirrend geraten, während der Entwicklung wurden die Namen mehrfach geändert. Die Geräte wurden außerdem nur in verhältnismäßig geringen Mengen produziert, und frühe Serien sind teilweise inkompatibel zu den späteren.

Die 500er Reihe

Die 500er Reihe sollte aus zwei Varianten bestehen, einmal die P500 (für "P"rivatpersonen) und einmal die B500 (für das "B"usiness) Variante. Die ganze 500er Modellreihe ist insofern besonders als daß kaum welche existieren, und die die es gibt sind Vorserienmodelle und Prototypen, die teilweise noch Timingprobleme besitzen.

Bei den P-Modellen ist der wichtigste Unterschied zu den "größeren" Geräten der Videochip: verwendet wurde der VIC-II aus dem zur gleichen Zeit entwickelten Commodore 64. Dazu kommen noch zwei Joystickports und ein TV-Modulator. Die B-Modelle verwendeten statt dem VIC-II einen 80-Zeichen Videochip, besaßen aber noch die Joystickports. Sie scheinen frühe 600er Modelle oder deren Prototypen zu sein.

Sonst gibt es nur wenige Unterschiede zu den 600ern. Die Power-LED ist grün statt rot, der Prozessor läuft bei den P-Modellen nur mit 1 Mhz (damit der VIC mitkommt, selbes Problem wie beim C128).

Diese Geräte genossen keinen sehr guten Ruf, da einige Händler ihre teilweise nicht ganz fertigen Demogeräte verkauften (obwohl ihnen das untersagt war) und diese Geräte als Folge unverhältnismäßig viele Probleme aufzeigten. Das kam natürlich bei den potentiellen Kunden nicht gut an. Darüber hinaus wurde Commodore klar, daß der C64 wesentlich beliebter und billiger zu produzieren war und "zog als konsequenz den Stecker".

Modell Speicher Besonderes
CBM P500 (auch C128-40 oder P128 oder PET-II) 128 KByte VIC-II als Grafikchip, Joystickports
CBM B505 64 KByte Joystickports
CBM B510 128 KByte Joystickports
CBM B520 256 KByte Joystickports, nie erschienen

Die 600er Reihe

CBM 610

CBM 610

Diese Geräte sahen fast identisch aus wie die 500er, waren aber als Geschäftsmodelle gedacht. Daher kommt auch der 80-Zeichen Videochip und der schneller getaktete Prozessor. Außerdem verschwanden die Joystickports.

Seltsamerweise blieb der SID-Chip auf der Hauptplatine, entweder der Einfachheit halber oder weil der Chip eine (mir bis jetzt unbekannte) Sonderfunktion ausübt. Noch seltsamer ist, dass er von 1 Mhz auf 2 Mhz "übertaktet" wurde, was ein Auslesen der sowieso schon sehr wenigen lesbaren Register unmöglich macht.

Als Option sollte es bei diesen Modellen und den größeren 700ern eine Tochterplatine geben, die eine 8088-CPU beinhaltete, damit der Rechner auch unter CP/M-86 betrieben werden kann.

An die 600er (besonders den 610) kommt man dank der "Ramschverkäufe" von Reichelt und Völkner relativ einfach, die 620er scheinen nie produziert worden zu sein. Die 630er gab es nie da es keine passende Prozessorplatine für die 600er gab (an sich sollten die Platinen für die 700er auch in den 600ern verwendet werden, diese sind aufgrund ihres frühen Entwicklungsstadiums zu groß um in ein 600er Gehäuse zu passen)

Modell Speicher Besonderes
CBM 610 (Auch B128 oder B128-80) 128 KByte -
CBM 620 (Auch B256 oder B256-80 oder B500) 256 KByte -
CBM 630 256 KByte Prozessorplatine

Die 700er Reihe

CBM 710 Die Modelle der 700er Serie waren wiederum technisch fast identisch zu den 600ern, wurden aber in ein Gehäuse mit abgesetzter Tastatur und eigenem Monitor verfrachtet. Die einzige Ausnahme ist der CBM 705, er sollte ein Modell mit flachem Profil werden, es gibt aber keine Anhaltspunkte daß er tatsächlich produziert wurde. Vermutlich handelt es sich lediglich um eine frühe Bezeichnung für die 600er Reihe. Diese Geräte wurden auch teilweise mit einer 7,5 MByte Festplatte ausgeliefert. Außerdem wurde ein anderer Zeichensatz mit 8 x 14 Pixeln größe verwendet.

Der CBM 600 und der CBM 700 besaßen dasselbe Kernel-ROM, aber die Basic-Versionen unterschieden sich. Eine ist das Basic 128K (verwendet im 610 und 710) und die andere das Basic 256K (620, 630, 720 und 730).

Die bei den 600ern angesprochene 8088 Tochterplatine für CP/M und MS-DOS Kompatibilität gab es für die 700er tatsächlich, aber nur in geringen Stückzahlen. Die Z-80 Variante hat es nie gegeben.

Modell Speicher Besonderes
CBM 705 128 KByte Flaches Gehäuse statt eingebauter Monitor wie bei den restlichen Modellen
CBM 710 (Auch B700 oder CBM128-80) 128 KByte -
CBM 720 (Auch B700/256 oder CBM256-80) 256 KByte -
CBM 730 (Auch CBMX256-80 oder BX256) 256 KByte 8088 Prozessorplatine, eingebautes Doppellaufwerk (8250 LP)

Dead on Arrival

Im kleinen Maßstab kamen diese Geräte gut an, leider gab es zu der Zeit bereits Konkurrenz in Form des IBM PCs und des eigenen Commodore 64. Außerdem waren die neuen Rechner nicht Softwarekompatibel zu den älteren PETs, und Dokumentation war nur schwer zu bekommen. Dadurch war das Interesse an den neuen Rechnern gering. Selbst die PETs und CBMs wurden noch lange nach der Produktionsaufgabe dieser Geräte verkauft und gebaut. Als Folge wurden die Geräte schon nach kurzer Zeit erheblich im Preis reduziert, und am Schluß bei diversen Elektronikladenketten verramscht (Völkner etc.). Es gibt Gerüchte, daß Commodore diese Dinger in Massen auf die Müllhalde gefahren hat.

Screenshots
Das Einschaltbild eines CBM510Das Einschaltbild eines CBM610Das Einschaltbild eines CBM720
Betriebssystem
Zeitungsartikel
Datenblatt CBM 510 (P128) CBM 610 (B128) CBM720
Erscheinungsjahr: 1982 1982 1983
Ca. Neupreis: ? ? ?
Prozessor: MOS 6509 MOS 6509
optional Zilog Z80 und/oder Intel 8088
MOS 6509 und Intel 8088
Taktfrequenz: 1 MHz 2 MHz 2 MHz (6509)
4,77 Mhz (8088)
Betriebssystem: Basic 128 Basic 128 Basic 128 oder Basic 256
Arbeitsspeicher: 128 KByte
- intern erweiterbar auf 256 KByte
- extern um 704 KByte auf insgesamt 960 KByte
128 KByte
- intern erweiterbar auf 256 KByte
- extern um 704 KByte auf insgesamt 960 KByte
256 KByte
- extern erweiterbar um 704 KByte auf insgesamt 960 KByte
ROM: 24 KByte (inkl. Basic) 24 KByte (inkl. Basic) 24 KByte (inkl. Basic)
Grafikchip: MOS 6567 "VIC-II" MOS 6545 MOS 6545
Soundchip: MOS 6581 "SID" MOS 6581 "SID" MOS 6581 "SID"
Ein-Ausgabechip: 6551 (für den RS232-Port) ? ?
Tastatur: 104 Tasten, abgesetzter Ziffernblock, im Gehäuse eingebaut 104 Tasten, abgesetzter Ziffernblock, im Gehäuse eingebaut 104 Tasten, abgesetzter Ziffernblock, vom Gehäuse abnehmbar
Gehäuseform: Tastaturcomputer Tastaturcomputer All-In-One-Kasten
Anzeige: Externer Monitor oder Fernseher Externer Monitor oder Fernseher Interner 12" Grünmonitor
Erweiterungsmöglichkeiten: Speichererweiterung Speichererweiterung
8088 bzw. Z-80 Karte
Speichererweiterung
Ein-Ausgabe: 1 x IEEE488
1 x Modulport
1 x Userport
1 x RS232C
1 x Datasette
1 x Video
1 x Audio
2 x Joystick
1 x IEEE488
1 x Modulport
1 x RS232C
1 x Datasette
1 x Video
1 x Audio
1 x IEEE488
1 x Modulport
1 x RS232C
1 x Datasette
1 x Audio